Wir sind nicht nur soziale, sondern auch sehr emotionale Wesen. In unserem hektischen Alltag wird das oft übersehen. Besonders in stressigen Situationen kann uns genau das überrollen und unsere Emotionen übernehmen die Führung. Wir handeln unüberlegt, hektisch, laut… Wie man durch gezieltes Training nicht nur ruhiger, sondern auch erfolgreicher im Umgang mit Stress wird, erklärt uns Dr. BoP in der aktuellen Ausgabe von „Frag Dr. BoP“. Diesmal widmen wir uns einer Frage von Helena A., Projekt- und Teamleiterin eines größeren, mittelständischen Unternehmens.
"Ich bin ein Bauchmensch. Das hilft mir in vielen Situationen, aber aktuell merke ich: Ich kann mich emotional kaum zurückhalten. Wir stehen aktuell unter enormem Druck, eines unserer Projekte rechtzeitig abzuschließen. Ich brauche mein Team und zeitgleich platzt mir in letzter Zeit immer häufiger der Kragen. Mein Kopf weiß: Das geht nicht – vor allem nicht in meiner Position – aber ich habe keine Ahnung, wie ich da rauskomme.
Letzte Woche, in einer Projektbesprechung, habe ich mein Team angeschrien, da Aufgaben, die seit letzter Woche hätten abgeschlossen sein müssen, weiterhin offen waren. Ich habe noch gemerkt, wie mir heiß wird und mein Puls steigt – aber erst als ich in die entsetzten Gesichter meines Teams geschaut habe, habe ich bemerkt, dass ich eine Grenze überschritten habe; dass ich – wieder einmal – viel wütender geworden bin, als es nötig gewesen wäre.
Es hängt so viel von diesem Projekt ab – sowohl wirtschaftlich als auch auf anderen Ebenen. Es fällt mir aktuell wirklich schwer, meine Frustration und meinen Stress zu verbergen. Dann fühle ich mich schuldig und bin frustriert über meinen plötzlichen Gefühlsausbruch. Damit ziehe ich nicht nur die Stimmung im Team in den Keller, sondern zerstöre auch die Vertrauensbasis, die ich zu meinen Mitarbeitenden aufgebaut habe. Ich muss das unbedingt abstellen. Kann ich – und wenn ja, wie kann ich solche Ausbrüche in Zukunft vermeiden?"
Lieber Helena A.,
vielen Dank für Ihre Offenheit und das Motiv, das hinter Ihrem Veränderungswillen steckt: Sie möchten, dass die Stimmung in Ihrem Team gut ist und dass die Mitarbeitenden Ihnen vertrauen. Das sind Kernfaktoren für ein gutes Miteinander und eine effektive Teamarbeit.
Der Job als Führungskraft kann stressig sein; Sie müssen ständig mehrere Bälle in der Luft halten. Sie möchten, dass Ihr Unternehmen Erfolg hat – auch Ihrer Mitarbeitenden zuliebe – das kann beizeiten sehr an der eigenen Energie zehren.
Schwierige Zeiten lösen oft intensivere und häufigere Emotionsausschläge aus. Das führt nicht selten zu körperlichem Stress, Belastung unserer mentalen Ressourcen (wie Konzentrationsschwäche, Kreativitätsverlust, Lösungsschwäche) und oftmals begleitet durch Verlust des Selbstvertrauens, Selbstzweifel oder Stimmungsschwankungen generell.
Es gibt eine Reihe von Methoden und Techniken zur Achtsamkeit und zum Stressmanagement; wir möchten in dieser Antwort den Fokus ganz besonders auf den übergreifenden Themenbereich Emotionale Intelligenz legen.
Besonders geprägt wurde der Begriff in den 1990er-Jahren vom Psychologen Daniel Goleman, der passend dazu ein Framework aus vier Bereichen aufbaute: Self-Awareness (Selbstwahrnehmung), Self-Management (Selbstmanagement), Social Awareness (Soziales Bewusstsein) und Relationship Management (Beziehungsmanagement).
Bradberry und Greaves betonen in späteren Studien den Zusammenhang zwischen schwierigen Zeiten jeglicher Art – finanziell, familiär oder im Job – und der wichtigen Bedeutung einer gut ausgebildeten emotionalen Intelligenz. Diese hilft dabei, intensivere und häufig langanhaltendere negative Emotionen besser zu bewältigen.
Unbewältigter Stress verbraucht unsere mentalen Ressourcen und hält unseren Verstand in einer Art Kriegszustand, in dem die Emotionen unser Verhalten diktieren, während unsere rationalen Fähigkeiten versuchen, aus der Situation das Beste zu machen. Ein kleiner Rückschlag bei einem beruflichen Projekt kann sich plötzlich wie eine Katastrophe anfühlen.
Nur diejenigen mit einer gut ausgebildeten emotionalen Intelligenz können dem Sturm erfolgreich standhalten. Emotionale Intelligenz drückt sich darin aus, dass Sie lernen, immer besser mit den Stressfaktoren Ihres Alltags umzugehen, Ihre Einstellung und Bewertungen gegenüber diesen Einflüssen zu verändern und sich neu zu verhalten. Eine emotional intelligente Führungskraft wendet das nicht nur im Umgang mit ihren Mitarbeitenden, sondern auch mit sich selbst an. Sie haushaltet mit ihren eigenen Ressourcen und Kräften und reduziert Energiezehrer (wie Stressfaktoren) auf ein Minimum, indem sie an ihrer eigenen Bewertung arbeitet und so eine neue Sicht auf die Dinge bekommt.
Vieles, was Sie brauchen, um Ihre Emotionen besser zu lenken, steckt bereits in Ihnen. Einige Aspekte müssen noch geübt werden. Die Forschung zeigt, dass es im Durchschnitt 66 Tage dauert, bis eine neu erlernte Fähigkeit zur Gewohnheit wird. Regelmäßiges Training ist also essenziell.
Hier einige zusätzliche Ratschläge, um Ihre emotionale Intelligenz zu stärken:
Um Ihre intrinsische Motivation zu steigern, vielleicht hilft es Ihnen, wenn wir Ihnen sagen: Die 66 Tage gehen schneller vorbei, als Sie denken, wenn Sie gleich damit beginnen 😊
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